Alle Orte, alle Menschen, alle Vorgänge

Über aktuelle Anforderungen an den Arbeitsschutz in der Münchner Stadtbibliothek

von Erika Seitz

Dass das Thema Arbeitsschutz eine vollkommen neue Bedeutung in unserer Arbeitswelt bekommt, stellt uns alle vor eine Herausforderung. Auch wir, die Gruppe Arbeitsschutz bestehend aus Frau Schweinsberger, Frau Jusufi , Frau Diehl und mir, ist aktuell im Corona-Modus. Das Virus durchzieht alle Bereiche, und wir müssen versuchen, unsere Mitarbeiter*innen mit hoher Priorität zu schützen.

Was bedeutet denn Arbeitsschutz letztendlich für unseren beruflichen Alltag? Arbeitsschutz ist der Anspruch des Arbeitnehmers/der Arbeitnehmerin auf Unversehrtheit seiner/ihrer Person während der Ausübung seiner/ihrer Tätigkeit. Dieser Rechtsanspruch wird durch eine sogenannte Gefährdungsanalyse überprüft und der eventuelle Mangel durch den Arbeitgeber behoben. Das ist der Auftrag des Gesetzgebers, formuliert im Arbeitsschutz-Gesetz.

Was passiert hier aber jeden Tag in der Realität in unserem Coronazirkel? Kolleginnen und Kollegen kommen mit Fragen und suchen verbindliche Antworten, Handlungsanweisungen, Verantwortliche. Sie wägen ihr eigenes Verhalten ab, teilen private Sorgen über Quarantäne bis zu pflegebedürftigen Angehörigen, Kinderbetreuung und erschwerte Alltagsgeschäfte. Sie wollen keine weiteren Sorgen aus dem Arbeitsumfeld, versuchen hier Lösungen für eine vollkommen veränderte Alltagssituation angeboten zu bekommen. Einfach die Hoffnung auf ein Stück Sicherheit, die bisher erfüllt war.

Durch Gespräche und Anfragen werden wir immer wieder mit Spezialsituationen konfrontiert und müssen so rasch wie möglich Lösungen kreieren. Das wird uns sicherlich noch eine ganze Zeit in Atem halten und auch von unseren KollegInnen viel Eigenverantwortung, Achtsamkeit, Disziplin und Solidarität abverlangen. Das Zusammenrücken über die Teams hinaus ist aber sehr schön zu beobachten; Kümmern und Unterstützen (handgenähte Masken, liebevoll verteilt durch die Kollegin, Mitnahme von Arbeitsmaterialien für die Kolleg*innen zu Hause, Videokonferenz für Anfänger*innen, toll unterstützt von Könner*innen, usw.) sind bei vielen wieder hoch im Kurs und machen die getrennte Zusammenarbeit in unserer MSB wertvoll.

Da hier nicht wie sonst üblich ein Bereich, eine Aufgabe oder ein Ort zu betrachten ist, vielmehr das gesamte System mit ALLEN ORTEN, ALLEN BESCHÄFTIGTEN UND ALLEN ARBEITSVORGÄNGEN auf dem Prüfstand steht, ist für unseren kleinen Coronazirkel  eine große Herausforderung.

Wir klopfen jeden Tag die Infos aus allen Bereichen ab und versuchen, die Inhalte für unsere Kolleg*innen herauszufiltern. Wichtige Informationen zum eigenen Verhalten geben wir umgehend an das System weiter, so geschehen mit der Info zur Überlebenszeit der Viren auf Oberflächen, Hygieneregeln usw.

Weiter beobachten wir sehr intensiv den Markt zu Hilfsmitteln und versuchen diese dann zu beschaffen. Die Bestellung der Spuckschutzwände für den internen Gebrauch konnte so sehr schnell realisiert werden.

Die Gruppe bemüht sich hierbei gemeinsam, die neuen Aufgaben zu erfassen und aufzuteilen, in einer täglichen kleinen Runde zu berichten. Diese Herausforderung wird mit viel Engagement geleistet, und so ist auch ein Wochenende zum Infos-Sammeln und mit Ideen und Vorschlägen die nächste Runde zu befeuern gut.

Eine Idee dieser Runden: die PSA (Persönliche Schutzausrüstung) umgewandelt in eine BSA (Bibliotheks-Schutzausrüstung). Damit es schnell geht, packen Frau Jusufi und Frau Schweinsberger gerade die Coronabox und versehen sie mit vielen Informationen, die es allen Mitarbeiter*innen ermöglicht, den Viren den persönlichen Kampf anzusagen. PSA wird im Arbeitsschutz immer dann eingesetzt, wenn sich persönliche Gefährdungen am Arbeitsplatz ergeben, die Ausrüstung ist immer von der Person direkt zu verwenden, um sich selbst zu schützen (klassisches Beispiel: Helme und Brillen). Hier werden aber natürlich wieder nicht alle Arbeitsvorgänge erfasst.

Unterschiedlichen Arbeitsplatzsituationen lösen unterschiedliche Gefährdungen aus und sind natürlich immer individuell zu betrachten. Es kommt hinzu, dass bestimmte Dinge auf dem Markt nicht oder unzureichend zur Verfügung stehen. Es ist also viel Improvisation und zusätzlich Akzeptanz bei den Kolleg*innen angesagt. Da wir aktuell kaum Masken zur Verfügung haben (es wurden mehrere 1000 Stück bestellt), wurden als konkrete Schutzmaßnahme die Spuckschutzwände beschafft. Diese können schnell und einfach aufgestellt werden und sowohl gegenüber als auch nebeneinander eine hygienische Schranke bilden. Das Schutzziel ist identisch, die Priorität lag bei der Geschwindigkeit.

Dass es hierzu viele weitere Alternativen z.B. ein Plexischild vor dem Gesicht, Spezialmasken zum Auskochen, Leichtmasken zum Wegwerfen, Plexiwände zum Hinstellen und vieles mehr gäbe, ist unbestritten. Wir versuchen, gut abzuwägen bei Mitteleinsatz, Geschwindigkeit und Zweck sowie die Marktlage zu berücksichtigen. Natürlich trifft dies nicht immer den persönlichen Geschmack; wir versuchen jedoch, so viele Arbeitsvorgänge wie möglich mit einer Maßnahme zu erreichen.

Gesundheit ist unser höchstes Gut! Das Bewusstsein dafür macht den Arbeitsschutz zu einem wichtigen Kernthema für uns alle. Aktuell können wir nur gemeinsam achtsam sein.

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