Mein Tag: Neuling im Homeoffice

von Corinna, Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Der Tag beginnt mit ungeahntem Luxus: Ich kann eine Stunde später aufstehen und sitze trotzdem früher am Schreibtisch, als wenn die S-Bahn mich ins Büro befördert. Dann allerdings endet der Luxus schnell.

Der in unserer Familie befürchtete Verteilungskampf ums Datenvolumen hat gar nicht statt gefunden, dagegen der um die bequemsten Sitzgelegenheiten. Heute Nacht werde ich vermutlich von bürostuhl24.de träumen, denn diesen familiären Kampf habe ich ebenso verloren wie den um das angenehmste Zimmer. Ich sitze im ehemaligen Kinderzimmer, inmitten der Körbe mit Bügelwäsche und der Tüten für die Kleiderkammer. Dafür habe ich exklusiven Blick auf das Eichhörnchen, das in schwindelerregender Höhe durch die Birke im Garten flitzt.

Mein Laptop und mein Handy sind jetzt keine privaten Tools mehr. Wo ich sonst die nächste Reise plane, recherchiere ich jetzt für die Bibliotheksarbeit. Die tägliche Videokonferenz mit der PÖ um 9 Uhr bindet mich an mein Team an – wie wichtig das plötzlich geworden ist, dass man die anderen hat, die zu einem gehören! Das sonst so Selbstverständliche fühlt sich plötzlich nach Zuhause an.

Mein Zuhause hingegen ist auf einmal wenig vertraut. Die Abläufe sind anders, die Zeiten ungewohnt, die Geräusche neu: Wir sitzen mit vier Personen in vier verschiedenen Zimmern und arbeiten (ok, der Abiturient faulenzt, man könnte ja umsonst gelernt haben). Aus dem Zimmer meiner Tochter nebenan höre ich spanische Stimmen – sie ist im Online-Unterricht ihrer Schule in Sevilla, ganztags, die Leitung steht! Bis vor zehn Tagen war sie im Auslandsjahr, da hat sie mir noch von ihren Mitschüler*innen erzählt – die kenne ich jetzt, weil ich auch schon beim Unterricht „dabei war“.

Ständig braucht einer etwas zu essen aus der Küche, die Treppen knarzen. Ich ersetze den Lunch durch einen kurzen Spaziergang mit meinem Mann, bevor die nächste Runde Arbeit ansteht. Auch die gewohnten Arbeitszeiten sind im freien Fall. Aber jetzt mache ich die Türe fest zu, denn der Abiturient singt sich unterm Dach ein für den Online-Gesangsunterricht …

Und so klingt das dann während der Arbeit in meinem „Büro“ …

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